12.02., 14:55h: Warten auf’s Schiff

Es ist kurz vor drei, wir sind gut durchgekommen und warten in Bognes in Nord-Norwegen auf die Fähre – die einzige inländische Fährverbindung, die wir benutzen werden. In nur 25min bringt uns das Schiff auf die andere Seite des Tysfjords, was uns außen herum viel Sprit, Zeit und Kilometer kosten würde – im Zweifel sogar über schwedisches Hoheitgebiet.

Aber von vorn.

Der gestrige Abend führte uns mal wieder in die nähere Umgebung. Das Hotelrestaurant, offenbar auf hohem Niveau, serviert lokale Spezialitäten ab ca. NOK 350 (~45 EUR) für eine Hauptspeise, die Empfehlung des Hauses für eine Kleinigkeit war proppenvoll und nicht in der Lage, uns auch noch zu bewirten. So landeten wir schließlich in der hauseigenen Pizzeria – gut für den lokalen Tierbestand, der sonst nämlich mal so langsam fällig gewesen wäre, schlecht für den kulturell-lukullischen eigenen Horizont.
Jetzt haben wir auch endlich kapiert, wie man Getränke (relativ) günstig bekommt – die Menge machts. Eine große Pepsi schlug mit NOK 52 (~6,80 EUR) zu Buche, „groß“ sind aber 0,8 Liter. Ja, es gibt 0,8-Liter-Gläser. Ich hab’s fotografiert. Danach hatte ich eine Magenunterkühlung. Auf die Diskussion über den nicht ganz erreichten Eichstrich habe ich verzichtet – die Kommunikation stößt schon so gern an ihre Grenzen.

Erwartungsgemäß wieder gut geschlafen. Heute morgen fing der Tag mit einem wirklich feudalen Frühstück an. Großes Buffet, von der Waffel über frisches Obst (Ananas, Kiwi, Grapefruit, …), Lachs in diversen Darreichungsformen etc., alles da. Waffel mit Meerrettich schmeckt übrigens nicht – empirisch ermittelt (der Meerrettich sah ein wenig nach Sahne aus). Wenn Lebensmittel im Supermarkt / Großmarkt auch so teuer sind, hat das Hotel an der Übernachtung nichts mehr verdient – das haben wir beim Buffet wieder rausgeholt. Sonntags morgen um 8h ist die Auswahl noch groß … 😉

Dann ab auf die E6 (Überraschung!), weiter Richtung Narvik. Dazu ging es erstmal auf das Hochplateau auf knapp 700m hoch. Um uns herum bei -5° C nur Schnee und Sonne, von Horizont bis Horizont. Mit (den erlaubten) 90km/h ging’s kilometerweit über die Eispiste (dank Winterreifen / Spikes), die Landschaft nur unterbrochen von einzelnen Felsen und einer Eisenbahnlinie (sic!), die – offenbar wenig befahren – die Schneefläche durchzieht, zum Teil durch Lawinentunnel vor Schnee geschützt.

Auf der anderen Seite des Plateaus ging es dann wieder herunter, immer umgeben von hohen schneebedeckten Gipfeln und dichtem, ebenfalls „angezuckertem“ Baumbestand. An der Küste dann ein neues Bild: Fjorde in allen Größen, von wenigen hundert Meter breit bis fast bis zum Horizont. Und immer auf einer Seite (meist rechts, Osten) Felsen, auf der anderen (links / Westen) Wasser. Geil. Dabei um den Gefrierpunkt, manchmal ein wenig Schneetreiben, aber überwiegend Sonne.

Unser besonderer Dank gilt daher Slartibartfas für das Design der Küste, wirklich gelungen! Unsere Erwartungen hinsichtlich malerischer Bilder wurden mehrfach übertroffen.

Die Autos schnurren nach wie vor vor sich hin, außer einem Wackler im rechten Frontscheinwerfer bzw. seinem Relais / seiner Sicherung im Terrano gleich beim Start heute morgen gibt es keinerlei Ausfallerscheinungen. Im Gegenteil: hinsichtlich Verbrauch tut beiden Autos die monotone 80/90-km/h-Belastung gut.

Das Autofahren geht an die Substanz: ich bin heute nur die 80km von der Fähre nach Narvik gefahren, in die einsetzende Dunkelheit. Die Abenddämmerung beginnt hier zum Kaffeetrinken (wenn wir sowas machen würden) und endet gegen 17:30h, das geht seeeeehr langsam. Dann in jeder Kurve mit beiden Arschbacken ganz dicht an der Hinterachse, das „Popometer“ auf Empfang, ob die Fuhre über die Räder schiebt und Richtung Tiefschnee strebt. Der Terrano stemmt gut 2,2to auf die Waage, wenn die ihr Eigenleben entwickeln, gibt’s Spuren. ABS und ESP glänzen durch Abwesenheit, ein bisschen fahrerisches Gefühl hilft also, und den Grenzbereich von unten statt von oben anzutesten, scheint sinnvoll und lebensverlängernd.

Die Spikes laufen gut und erweitern vor allem den Grenzbereich – das Auto schiebt ganz leicht über alle vier Pfoten (im 4×4-Modus), die Lenkkräfte lassen nach, und der Fahrer ist gut beraten, mal ein bisschen Gas wegzunehmen.

Der G mit seinem permanenten Allrad und den nagelneuen Winterreifen zieht ebenfalls souverän seine Spur. Der einzige technische Defekt heute war ein Tomtom, das kurzzeitig den Dienst versagte.

Im Display der Tomtoms erscheinen so lustige Fahrhinweise wie: „im Kreisverkehr in 266km die erste Ausfahrt nehmen“. Kupplung und die Gänge 1-4 drohen festzufrieren, wenn man 200km am Stück im 5. Gang fährt …

PS: inzwischen ist es 18:06h, wir sind heil in Narvik angekommen. Erst Essen fassen, dann berichte ich zu Ende.