Nachtrag, der erste: die Rückfahrt

Ich will ja die Geschichte nicht mittendrin beenden – auch wenn sicherlich der spannende Teil, wenn auch nicht der unterhaltsame, mit dem rechtzeitigen Erreichen der Fähre in Göteborg beendet war: der Drops gelutscht, die Messe gelesen, die Tanne gefällt, Schluss, aus, vorbei, sozusagen.

Die Stenaline Fähre (MS Germanica) war schon eher ein Nahverkehrsmittel als ein Kreuzfahrer, aber immer noch ein schickes Schiff. Autos abgestellt (diesmal hatte das Autodeck keine 30°C wie auf der Hinfahrt), unseren bewohnbaren Wandschrank mit angeschlossener Nasszelle, vulgo Kabine, bezogen, und ab in den Barbereich zum verdienten Chillen.

Die Skandinavienfähren sind ja vor allem für eins berühmt: ihre maritim angehauchten Buffets. Und genau ein solches haben wir uns dann abends noch gegönnt. Bis zur zweiten Tischzeit war es noch eine gute Stunde, Bier, Wein und Kaffee ist im all-inclusive-Preis von SEK 325,- (~37 EUR) enthalten: also mal keine Zeit verlieren.

Mein Abendessen bestand dann auch aus mehreren Lagen Flusskrebse, Chigallas (keine Ahnung, wie das Seeungeziefer landläufig heißt), Gambas, umschlungen von Lachs in verschiedenen Zubereitungsformen. Wenn man wie diese unterschiedlichen Mutationen von Krabben mehrere Stufen auf der Leiter der Nahrungskette auf einmal nimmt und die Abkürzung Krabbe-Mensch wählt, braucht man Verstärkung: allein für mein kulinarisches Wohlergehen waren rund 30-40 einzelne Individuen zuständig. Haben sie prima gemacht, wenn auch mit höchstmöglichem körperlichen Einsatz. Dazu einen Weißwein aus der Zapfanlage (Brrrr!), muss ja schnell gehen: Zeit ist Geld, und Alkohol in Skandinavien sowieso. Obendrauf zwei, drei kleine Käseplatten mit einem vergleichbar gruseligen Rotwein, dann in der Bar noch schnell das Sonderangebot Sekt mitgenommen und obendrauf einen Campari-Orange, und Klein-Andreas war mal wieder (wie eigentlich sehr selten in meinem Leben) reif für die Falle. Der Rückweg zur Kabine und das Entern des oberen Schlafregals erforderte schon ein wenig Konzentration.

Morgens ein ansehnliches Frühstücksbuffet, 8:45h auf dem Autodeck am Auto, 9:10h auf Kieler Stadtgebiet. Gleich mal über die unverschämt hohen Spritpreise aufgeregt (in NOK und SEK sieht das freundlicher aus, ist aber noch teurer), zähneknirschend vollgetankt, im Konflikt Tomtom vs. Tomtom HD live gleich mal konkurrierende, gleichermaßen ungeschickte Routen berechnet und ab nach Hamburg.

Hamburg? Der geistige Vater des Boote-Forums (http://www.boote-forum.de), das unter anderem die Klammer um das Kennenlernen der Teams Terrano und G darstellt, residiert in Hamburg und hat Kaffee – also sind wir (nach kurzfristiger telefonischer Ankündigung) dorthin. Senseo-Bestände dezimiert, und zurück auf die Bahn: ab hier jetzt getrennt, denn hintereinander bei Nieselregen durch Niedersachsen zu eiern, ist kein Spaß. Um 17h war ich wieder zuhause, erschöpft und mit einem dicken Sack persönlicher Eindrücke im Gepäck.

Mit etwas zeitlichem Abstand gelingt es mir, ein erstes Resümee zu ziehen. In 500km-Etappen durch so schöne Länder wie Norwegen, Finnland und Schweden zu jagen, ist in verschiedener Hinsicht (ökologisch, touristisch, gesundheitlich, …) suboptimal. Wir sind sicherlich keinem der Länder in Bezug auf Kultur, Menschen, Essen und eigentlich auch nicht in Bezug auf die Landschaften gerecht geworden.

Aber die 12 Tage als gemeiner Arbeitnehmer am Schreibtisch zu sitzen und sich zwischendurch durch den Nieselregen / Schneematsch nach Hause zu quälen (und zurück), wäre eine noch wesentlich schlechtere Alternative gewesen. So hat es Appetit auf mehr gemacht: auf eine mehrtägige Ski-Doo-Tour in Lappland, auf einen Camping-Urlaub an der norwegischen Küste etc.

Und bei Sonne allein am Nordkapp-Globus gestanden zu haben, ist eine Erfahrung, die sich unter weniger widrigen Bedingungen schlecht wiederholen lässt …